Take Care: Martina Hefter & Sibylla Vričić Hausmann (III)

Liebe Martina,

in deinem Brief sprichst du ein Thema kritisch an, das für Other Writers zentral ist: Das „Nachdenken über Aspekte der Kunstausübung“ – wie du es so genial nennst. Eigentlich ist das ja der Kern des Blogs: Unter welchen Umständen schreibe ich? Warum geht das so schwer zusammen, das Schreiben und Kinder großziehen? Pragmatismus ist bei diesen Fragen ganz sicher der richtige Ansatz, wenn es um konkrete Fälle, um die Ausrichtung des eigenen Arbeitsalltags geht. Ja, das ist es, das muss ich ganz ehrlich sagen, was mich auch ein bisschen Distanz halten lässt zu Projekten, die strukturelle Schwierigkeiten dokumentieren, wie eben unser Blog. Weil das – ehrliche und voll gerechtfertigte – Lamento eben auch entmutigen kann. Und irgendwie muss ich ja mit meinem Leben und mit meinem Schreiben zurande kommen. Reflexion hat auch Grenzen, es muss sich was ändern. Und wenn es erstmal nur Lösungen im Kleinen sind, sie müssen her, jetzt. (Und dann, an gewissen Punkten, immer für eine Weile, gibt es noch den „Zustand der Akzeptanz“ – der auch Energien freisetzen kann. Aufhören zu kämpfen. Eigenes Ding machen. Sich nicht verzetteln.) Ein uraltes Problem. Reden über Probleme ist unverzichtbar, aber es gibt auch Grenzen des Redens. Es gibt auch Gespräche, die verpuffen, weil sie dann doch nichts zu verändern vermögen. Oder die schlimmstenfalls sogar so viel Energie rauben, dass es danach erst recht an Tatkraft fehlt.

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Take Care: Martina Hefter & Sibylla Vričić Hausmann (I)

Liebe Sibylla,

wir haben schon so lang vor, uns über Schreiben und Kinder austauschen – ach nein, das ist falsch ausgedrückt. Wie sag ich eigentlich dazu – Schreiben mit Kindern? Oder Schreiben als Eltern? Weil meine beiden Töchter schon erwachsen sind (20 und 22 Jahre alt), scheine ich kein Gefühl mehr für einen passenden Begriff zu haben. Irgendwie denke ich bei “Schreiben mit Kindern” immer an kleine Kinder. Der Begriff “Kind” hat ja diese beiden Bedeutungen, einmal das (kleine) Kind, einmal – in einem übertragenen Sinn – die Verwandtschaftsbezeichnung. Meine Mutter sagt manchmal zu mir, dass ich immer noch ihr Kind sei. Da hat sie irgendwie recht. Auf das Schreiben mit erwachsenen Kindern kommen wir ja vielleicht noch später zu sprechen. Zuerst erzähle ich dir aber was aus der Perspektive von früher, als ich Mutter wurde bzw. als ich kleine Kinder hatte.

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