Other Artists: Linn Schröder

Linn Schröder (geb. 1977 in Hamburg) studierte Fotografie in Hamburg und Zürich. Seit 2004 ist sie Mitglied von Ostkreuz, Agentur der Fotografen, seit 2016 zudem Professorin für Fotografie an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg.
Auf der Suche nach Motiven, die über sich selbst hinausweisen und zum Allgemeingültigen wie auch Poetischen hin durchlässig werden, streift Linn Schröder die klassischen Kategorien der dokumentarischen und der inszenierten Fotografie: Ihre jeweilige Umgebung genauestens beobachtend, entwickelt sie aus den wahrgenommenen Situationen heraus vielschichtige und gleichermaßen klare wie uneindeutige Bildwelten. Schröder arbeitet in umfassenderen aber auch kompakteren fotografischen Serien – dessen ungeachtet steht jedes Einzelbild, jedes Teilelement ihrer Serien für sich, ohne sich auf den Werkkontext oder den stützenden Serienverband zu verlassen.
Linn Schröder wurde im Jahr 2012 Mutter von Zwillingen. Das bedeutete für sie, dass sie längere Reisen, die bis dato die Grundlage vieler ihrer Fotoarbeiten bildeten, nicht mehr würde unternehmen können. Entsprechend beschloss sie eine Arbeitsweise zu etablieren, die das im Rahmen ihrer Situation als Mutter Machbare einschloss und sich dem Naheliegenden widmete. Schröder knüpfte an eine ältere Arbeit an und begann, befreundete Frauen mit ihren Kindern zu portraitieren. Über jene Bilder hinaus entwickelte sie folgend die umfangreiche, nach wie vor offene Fotoarbeit „Ich denke auch Familienbilder“, die Aufnahmen befreundeter Kinder sowie insbesondere Fotografien von Linn Schröders Töchtern versammelt. „Ich denke auch Familienbilder“ enthält jedoch keine Familienbilder im klassischen Sinne, keine Belegaufnahmen für gemeinsame Reisetätigkeiten oder Feierlichkeiten, keine Familienbande verortenden oder Wachstum und Entwicklungen dokumentierenden Gruppenaufnahmen. Dem Arbeitsansatz Schröders entsprechend weisen die Fotografien der Serie weit über das jeweils Abgebildete hinaus: Die dargestellten Kinder und die von ihnen an verschiedensten Standorten ausgeführten Handlungen generieren einen Durchlass zu einem traumartigen, mehrdeutigen und teilweise ambivalenten Blick auf hinter den Oberflächen verborgenen Welten. Vorwiegend auf Schwarzweißfilm im Außenraum fotografiert, verweigern sich die Aufnahmen zudem einer näheren örtlichen wie zeitlichen Verortung – Linn Schröders Fotografien lassen sich als allgemeingültig und gleichzeitig als zutiefst subjektiv erfahren. Über das gekonnte Trennen der Verbindung von Motiv und Bildaussage hinaus verändert Schröder während des Fotografierens auch die Beziehung zu ihren Kindern: Während des Arbeitens sieht sie sich nicht vorrangig in der Rolle der Mutter der Dargestellten. Von außen auf ihre in den verschiedensten Szenerien agierenden Kinder blickend, betrachtet sie diese als Schlüssel zu einer Vielzahl mehrschichtiger, offener Bilder.
Linn Schröders Arbeit „Ich denke auch Familienbilder“ wurde während der letzten Monate als Teil der Ausstellung “Family Affairs” in den Hamburger Deichtorhallen präsentiert.
Ein Großteil der im Kontext der Serie „Ich denke auch Familienbilder“ entstandenen Fotografien findet sich außerdem in der kürzlich bei Hartmann books erschienenen gleichnamigen Publikation.