sagt eine Infografik in der ZEIT. Ich bin ein dunkel- oder blasser blauer Punkt auf dem Gehaltsvergleichsstadtplan. Dunkelblau ist Premium, rot gefährlich. Wo ich wohne, da wird richtig Geld verdient – und ich darf mich im Blaupunkt-Gutverdiener-Glückshormone-Kiez so fühlen als ob. Und will nicht daran denken, ob mein Irgendwieverdienen ein echtes Supertollverdienen vom noblen Dunkelblau zu Mainstreamblau verwässert hat. Will nur daran erinnern, dass auch über hundertmarkscheinblauer Lebensstandardvisualisierung seit Wochen grauer Himmel dominiert.
Das mit den azuren Werten dürfte meinem schulanfängeralten Sohn gefallen. Und mich fragen, was meine Lieblingsfarbe sei. Und, sobald ich Antwort gegeben hätte, sagen: Ich weiß. Orange. Oder Orange bis Gelb. Wie bei den Apfelsinen, die er nicht isst, doch deren Saft er trinkt. So ein Orange dringt auch in unser Leben. Die Tulpen, die dort in Vasen stehen, wo ich gerade schreibe (und wo ich meist gerade schreibe, wenn auch verquer), weisen orange Töne auf. Und orange Punkte gehen in die Klasse meines Großen (der das „Konzept“ von Armut theoretisch kennt), und orange Punkte betreuen meinen Kleinen in der Kita. Und rote Punkte sitzen an den Kassen in den Supermärkten, und orange Fahrzeuge holen all die Hüllen ab, die wir ständig ablegen, nicht brauchen für unsere Metamorphosen vom Gleichen zum Selben. „Aber Orange!“, würde der Kleine hingerissen schreien, mit einer Handvoll Silben für Orangewerte plädieren. „Wo ist Müllauto, wo ist Kehrmaschine?“ (in Gutverdiener-Hochdeutsch übersetzt). Und ich kann oft nur sagen: Weiß nicht, hat sich im Blauen verloren. Wollen wir was malen? Am besten alles rosa. Mit orangen Sommersprossen.