Lieber Papa

ich hoffe, du weißt, dass ich dir dankbar bin. Du warst ein selbstbewusster und gutgelaunter Vater, den auch andere Kinder gerne mochten. Du hattest die Geduld, mir Schwimmen, Fahrradfahren und Schach beizubringen. Hast mein Bett und den Kaninchenstall selbst gebaut.
Gabst mit oft das Gefühl, stolz auf mich zu sein. Vielleicht hatte ich manchmal den Eindruck, mich beweisen zu müssen, dich überraschen zu wollen. Besonders im Vergleich zu Mirjam, die dich so leicht zum Lachen bringen konnte.
Auch heute noch hängt es von meiner Tagesform ab, ob ich mich neben dir anstrenge oder unbekümmert bin. Wir haben einen guten Kontakt, aber eine kleine Distanz hat sich aufgebaut, seit du damals, kurz bevor ich vierzehn wurde, auszogst. Plötzlich war unsere Beziehung weniger selbstverständlich. Wir gewöhnten uns eine gewisse Vorsicht, eine übertriebene Höflichkeit an.
Vielleicht frage ich dich eines Tages, ob du das auch so siehst.

Deine Anna

Ein Beitrag aus der Reihe Lieber Vater – Texte über ein prägendes Verhältnis. Französische Übersetzung