Warum kämpfen die Frauen, fragt mich mein Kind beim Frühstück am 8. März. Kämpfen ist doch nicht gut.
Ja, sage ich, aber die Frauen kämpfen nicht mit Fäusten oder Waffen, sondern mit Worten dafür, dass sie für die gleiche Arbeit gleich viel bezahlt bekommen.
Gibt es auch Männer mit wenig Geld, fragt mein Kind.
Ja, antworte ich, aber bei gleicher Arbeit sollte man gleich viel bezahlt bekommen. Ich zum Beispiel verdiene vielleicht weniger Geld als mein Kollege, obwohl wir gleich viel und gleich lang arbeiten.
Im Kindergarten, sagt mein Kind, da haben die Erzieherinnen auch gestreitet.
Gestreikt, verbessere ich. Ja, die haben gestreikt, weil es wichtig ist, dass sie mehr bezahlt bekommen.
Ist kämpfen uns streiten, äh streiken manchmal wichtig, fragt mein Kind.
Ja, wenn sich dann auch wirklich etwas ändert. Sonst muss man gehen, antworte ich.
Aber es ändert sich nichts. Ich öffne Briefe mit Zahlungen, damit Gerichte sich mit dem Unterhalt für mein Kind beschäftigen. Ich bekomme keinen Ganztageskindergartenplatz, ich gehe halbtags arbeiten. Es ändert sich nichts, denke ich so oft und ich weiß nicht: Wohin sollen wir? Wo ist die Utopie? Wann beginnt sie? Und wie soll ich meinem Kind all das vermitteln, wenn ich selbst keine Antworten weiß?