Spül wenigstens die Tasse

Kann das wirklich nicht bis nächste Woche warten? Seit einer Stunde schon läuft deine Zeit, deine Woche für dich allein, und noch immer hast du dich nicht vom Fleck bewegt, noch immer ist der Schreibtisch eine halbe Radstunde entfernt, noch immer läuft die Übergabe des Kindes an das andere Elternteil. Du findest es sogar schön, idyllisch, am Montagmorgen in deiner früheren Küche über dampfendem Tee zu sitzen, oder? Dabei solltest du jetzt wirklich… Warum gähnst du? Trink einen Kaffee! Scheißegal, wenn es schon dein vierter ist an diesem Vormittag. Reiß dich zusammen, konzentrier dich. Du bist endlich im Atelier, keiner will was von dir, das hat dir doch die ganze letzte Woche gefehlt. Oder hast du uns was vorgemacht? Nein, nicht auf die Couch. Du bist eine Schande, weißt du? Spül wenigstens die Tasse, bevor der Satz eintrocknet.

Ein Beitrag aus der Reihe Wunde – Texte zwischen Schreiben und Sorgen.