Brief an meinen Vater

Papa,
Ein Amboss stößt auf den Meeresgrund, irgendwo im Pazifik. Erinnerst du dich? Es war eine deiner Geschichten, die du lachend erzähltest. Du schwarzer Adler, der tief im Herzen die Farben der Indianer trug, die Flaggen eines fernen Amerikas, du gabst mir eine Fluchtmöglichkeit aus diesem Leben. Du magst es wissen oder nicht, aber immer habe ich versucht, es dir gleich zu tun, denn wir beide teilten, was die Feen in ihren Höhlen verstecken: die Fantasie. Mit dem Kinderherzen, das du dir bewahrtest, hast du mir eine Reise durch die Jahrzehnte spendiert. Wir beide auf dem Sofa vor einem von dir ausgesuchten Western, mit von dir zubereitetem Wildlachs und ein paar Fritten. Ich war magersüchtig, aber du fandest Wege, mich mitzunehmen, woanders hin, ohne Worte, ohne es auszusprechen, ins Land deiner freien Erfindung. Eines Samstagnachmittags.

Ein Beitrag aus der Reihe Lieber Vater – Texte über ein prägendes Verhältnis. Übersetzung: Till Roeskens. Französisches Original