Keine Trennung

Und dann habe ich D. kennengelernt, er ist quasi in dieses eine staubige Zimmer gestolpert, das ich eben angefangen hatte aufzuräumen, Dinge zu sortieren, Staubflocken zusammenzufegen, die alte Tapete von den Wänden zu reißen. Kurz darauf hat mich eine Freundin gefragt: „Hast du dich auf D. eingelassen, weil es dir auf einmal zu eng wurde, mit Wohnung auf dem Land und zweitem Kind?“ Und ich hatte geantwortet: „Nein, so ist das nicht“; und das sehe ich heute noch genauso, drei Jahre später. Drei Jahre, in denen ich kommuniziert habe, sehr viel kommuniziert, geredet, mich auseinandergesetzt, mit Konzepten, Theorien, und mit Gefühlen; mit dem Schreiben und dem Brotjob, mit dem Leben überhaupt; zudem: Umzug aufs Land, die Geburt meines zweiten Kindes, die Beziehung zu P. pflegen, und auch die zu D., und die zu all den anderen Menschen, zu meinen Kindern, zu Freundinnen, Nachbar:innen, und auch die zu der Mutter von P., die mir sagte, ich würde P. nicht lieben. Aber was heißt das überhaupt, jemanden lieben? Mein Ansatz von Antwort: Liebe heißt, einen Menschen zu sehen, mit all seiner Schönheit und all seinem Schmerz. Nicht die Mutter von P., aber andere Leute wollen wissen: „Dann sind P. und du jetzt also kein Paar mehr?“ P. und ich leben in einer gemeinsamen Wohnung, wir haben zwei Kinder, wir sind in einer Beziehung, sind ein Team, ein Paar. „Aber das ist keine Liebesbeziehung mehr, oder?“ Doch, eine Art von, sage ich, und frage: „Was ist der Unterschied zwischen Liebe und Freundschaft, also, wo ziehst du die Grenze?“ Ich weiß selber nicht, wo ich sie ziehe; muss ich denn? Was ich weiß: Da ist jetzt D. in meinem Leben und auch P. ist noch immer in meinem Leben und da sind die Kinder in meinem Leben und die Freundinnen und noch so viele mehr, und ich liebe sie ja alle, und ich liebe auch die Entwicklung, die wir in den letzten drei Jahren durchgemacht haben, es war nicht einfach, aber es war wichtig, für P. und D. und mich.

Ein Beitrag aus der Reihe Und wenn ich falle? – Texte über Trennungen.