Same Work But Different: Simone Scharbert

Welchen Einfluss hatte deine Mutterschaft auf dein Buch?
Simone Scharbert: Kurz bleibe ich am Begriff hängen, an „Mutterschaft“, denke mir den Begriff als Prozess, als Verbundenheit mit meinen Kindern. Und insofern hat diese Verbundenheit nahezu immer Einfluss auf mein Schreiben auch, sowohl inhaltlich als auch strukturell, lässt sich schwer davon trennen. Inhaltlich bei „Rosa in Grau“ diesmal ganz explizit im Abtasten der eigenen Angst, dem Nachfühlen als „Mutter“, in der Sorge, als fürsorgender Mensch für diese Kinder nicht da sein zu können, wie sie es vielleicht brauchen, in Rollen nicht hinein-, nicht hinausfinden zu können. Das Hineinschreiben der Kinder auch. Geburtserinnerungen, die ersten Annäherungen. Aufblinkende Risse, Wahrnehmungsfragen, Loslassen. Vielleicht auch die Möglichkeit, in diesem Schreiben nochmals den Blick ruhig auf Verbundenheit zu richten, ihr einen eigenen Raum zu geben.

Gibst du das Buch deinen Kindern und/oder deinen Eltern zu lesen?
Simone Scharbert: Gegen Ende des Schreibens bzw. in den Lektoratsrunden verflicht sich das Textarbeiten oft mit dem „normalen“ Alltag. D.h. der Text ist mit mir, blinkt auf dem Laptop offen in unsere Wohnräume, während ich hin- und herräume oder koche. Und also können die Kinder bzw. alle, die sich gerade in Textnähe aufhalten, auch immer einen Blick ins Geschriebene werfen, mitlesen, wenn sie wollen. Und immer mal wieder ist das der Fall (eigentlich sehr schön). Bei „du, alice“ allerdings damals schlimm für meinen jüngeren Sohn, weil er just in eine Stelle über Brustkrebs hineingefallen ist (wird immer wieder thematisiert). Ansonsten überlasse ich es allen selbst, ob sie den jeweiligen Text lesen wollen oder nicht. Einzig meine Eltern habe ich bei „Rosa in Grau“ aufgrund der versteckt-biografischen Angelpunkte gebeten, den Text zu lesen, bevor ich ihn zu Helge gebe. Mir war und ist gerade bei diesem Thema nach wie vor so wichtig, dass der Text zu keinen sichtbaren oder unsichtbaren Verletzungen führt, etwas unvorsichtig formuliert.

Was hast du gerade gemacht, als das Paket mit den Belegen eintraf?
Simone Scharbert: Das Paket war vor mir da. Ich habe es erstmal stehen lassen. Sicherlich ein paar Stunden. Es dann langsam geöffnet. Nur ein Buch herausgenommen. Wieder gespürt (wie schön), wie groß der Unterschied zwischen „Text“ und „Buch“ ist, wie wunderbar es ist, wenn mehrere Menschen so aufmerksam an der Entstehung eines Buches mitwirken, es gemeinsam auf den Weg bringen.

Simone Scharbert Prosaband Rosa in Grau. Eine Heimsuchung erschien im Oktober 2022 in der Edition Azur.