Take Care: Dima Sehwail & Sara Ehsan (III)

Liebe Dima,

vor der Jugendsprache und ihren Auswirkungen auf die Literatur habe ich keine Angst. Sprache ist etwas Lebendiges und war schon immer in ständigem Veränderungs- und Anpassungsmodus, wie die Pflanzen, die sich auch an ihre Umgebung anpassen, das Organische an ihr liebe ich sehr. Es ist natürlich Geschmacksache, aber gerade Jugendliche brauchen Sprache als Abgrenzung zu den langweiligen deprimierenden Erwachsenen, die sie nicht werden wollen. Ich kann mich erinnern, dass ich als Jugendliche auch gerne für damalige Zeiten provokative Wörter wie „geil“ benutzt habe, es hatte etwas Anrüchig-Sexuelles, sodass man komisch angeschaut wurde, doch diese Bedeutungsebene ist im heutigen Verständnis völlig verschwunden.

„Take Care: Dima Sehwail & Sara Ehsan (III)“ weiterlesen

Take Care: Dima Sehwail & Sara Ehsan (I)

Liebe Dima,

ich schreibe dir während der Zeit, in der meine Tochter in der Schule ist. Vormittags ist neben abends, nachdem sie ins Bett geht, meine Hauptarbeitszeit. Manchmal kann ich mich auch während ihrer Hausaufgaben an den Schreibtisch setzen. Ich empfinde oft die Zeit, in der ich kochen und putzen muss, als Vergeudung. Das finde ich schade, denn ich würde gerne z.B. „lustvoller“ kochen und nicht nur, um satt zu werden, aber ich muss ständig an meinen Schreibtisch denken.
Seitdem ich nicht mehr im Angestelltenverhältnis arbeite, das ist schon seit einem Jahr, ist das Schreiben meine Hauptaktivität. Der Wunsch nach diesem Leben war immer da, aber nicht die Möglichkeit, die Zeit, die Kraft dazu. Ich bewerbe mich aber auch weiterhin für eine Stelle, denn ich will finanziell unabhängig sein. Ich merke, wie ich jetzt viel entspannter und resilienter gegenüber all den schwierigen Zeiten in meinem Leben bin. Ich wäre der glücklichste Mensch, wenn es meiner Tochter dabei auch gut gehen würde.
Manchmal frage ich mich, was sie wohl über mich denkt, was sie vermisst, welche Aufmerksamkeiten ich ihr vielleicht verwehre, aber dann denke ich mir, was für ein Geschenk das für sie ist, eine Mutter, die nicht jeden Tag müde und genervt von der Arbeit um fünf nach Hause kommt, eine die immer Zuhause ist, das Essen steht immer warm auf dem Tisch, außer sie geht zu Lesungen oder Stipendienaufenthalten, bei denen sie bald mitkommen darf, die ihren Beruf liebt und schwer dafür arbeitet. Das Schreiben bringt soviel Organisation und Planung mit sich, Berge von Anträgen, und Absagen und ab und zu das Glück, doch eine Zusage zu bekommen.

Wie geht es dir als Autorin und Mutter, und wie als Autorin mit Kindern in Deutschland? Du schreibst hauptsächlich Kinder- und Jugendbücher, aber auch Gedichte auf Arabisch. Was sagen deine Kinder dazu? Haben deine Bücher etwas mit deiner Rolle als Mutter zu tun, gibt es auch eine Autorin als Figur?

Herzliche Grüße

Sara Ehsan

„Take Care: Dima Sehwail & Sara Ehsan (I)“ weiterlesen