Other Writers trifft Café Entropy: Barbara Peveling im Café la Coopérative, Paris

Foto: Alain Barbero | Blog Café Entropy

Ich liebe Milchkaffees und sie sind sicher die erste Erinnerung an Caféhausbesuche für mich. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, außer einem Eiscafé und einer Kneipe gab es da nichts. Dann kam ich in die Stadt und die Cafés haben mich schwer beeindruckt. Später, als ich nach Frankreich kam, war ich frustriert, denn ich dachte immer, der Café au lait, wie wir ihn in Deutschland trinken, käme aus Frankreich, allerdings fehlte ihm dort die Milch. Ich habe lange gebraucht, um herauszufinden, wie man einen guten Milchkaffee in Frankreich bestellt. Es ist ein Café crème bien blanc.

Welche Bedeutung haben Cafés für dich, seit du Kinder hast?
Während ich früher das soziale Zusammenkommen in Cafés sehr geliebt habe, vor allem das Freund*innentreffen und Quatschen, das Bandenbilden und Pläneschmieden, gehe ich heute fast nur noch in Cafés, um allein zu sein und zu schreiben.

Wie verändert es deine Café-Zeit, wenn dein Kind / deine Kinder dabei ist?
Die Veränderung ist vergleichbar mit dem Café au lait. Ich werde den Café au lait, wie ich ihn aus Deutschland kenne, nie in Frankreich bekommen. Und ich werde nie dieselbe Ruhe oder Gemeinsamkeit mit Freund*innen im Café erleben, wenn die Kinder dabei sind. Es ist anders, und wenn ich mich auf die Kinder einlassen kann, ist es sogar schön. Sie werden auch immer größer und mit meiner Großen habe ich schon gute Gespräche im Café geführt. Letztlich schmeckt der Kaffee auch überall anders, ein Genuss bleibt er aber, egal wie und wo man ihn trinkt. Man muss eben nur wissen, wie man ihn bestellt.

Eine Kooperation mit Café Entropy – Literatur- und Fotoblog.

Other Writers trifft Café Entropy: Sandra Gugić im Café Strauss, Berlin

Foto: Alain Barbero | Blog Café Entropy

Die meiste Zeit meines Lebens habe ich in Wien gelebt. Und wenn ich heute, fern meiner hassgeliebten Stadt, etwas vermisse, sind es die alten Wiener Cafés. Das Café war immer der Ort, an dem ich am besten nachdenken konnte, für mich allein und doch unter Menschen, eingebettet in geschäftiges Hintergrundrauschen. Kinder sind dort eigentlich nicht vorgesehen, wenn, dann als geduldete Ausnahme. Auch in meinem Leben habe ich ein Kind lange nicht vorgesehen, das haben wir gemeinsam entschieden, bis zu einem gewissen Punkt, an dem ich mich anders entschieden habe. Nur die Möglichkeit von Veränderung und Offenheit ist das, was Menschen wach und lebendig hält, oder? Auch Kaffeehauskultur verändert sich, ich erinnere mich an das Kussverbot im Wiener Café Prückel und dessen kollektiver Verweigerung – als zwei lesbische Frauen des Cafés verwiesen wurden, gab eine Demo aus küssenden Paaren, Queers und Allies, eine eindeutige Antwort. Das Café also auch als eine Bastion des Spießertums und Touristenpilgerstätte? Wem gehören die Kaffeehäuser? Welche Regeln sollen dort gelten? Und wie ist das mit der Moral? Und mit den Kindern? Der Sänger Georg Danzer lässt einen Flitzer im Wiener Traditionscafé Hawelka Platz nehmen und singt: „Mach ma hoit a Ausnahm’ / Sei ma heut net grausam / Weu ein Pro-Milieu-Lokal / Scheißt auf Spießbürgermoral / Jö schau, so a Sau, Jössas na / Wos macht a Nackerter im Hawelka?“
Das Kaffeehaus gehört der Literatur, den Schreibenden, das Kaffeehaus lebt von Geschichten. Wenn mein Kleinkind mit mir am Tisch im Café sitzt, kann ich nicht sagen, was im nächsten Augenblick passieren wird. Wird es sich mit großen Augen umschauen, beobachten und schweigen, wird es alles kommentieren, fragen oder singen, wird es verschwörerisch mit dem Zuckerstreuer flüstern? Wird das Kind einen Stift verlangen, eine Serviette und etwas kritzeln, das ein Wort sein könnte, ein Anfang.

Welche Bedeutung haben Cafés für dich, seit du ein Kind hast?
Sandra Gugić: Das Café ist für mich vorrangig ein analoger Arbeitsort, an den ich Ausdrucke oder Notizblock mitbringe, nur ganz selten meinen Laptop. Seit ich Mutter bin, ist meine Kaffeehauszeit nicht mehr Alltag, sondern mehr Ausnahme geworden. Jedes Zeitfenster allein ist kostbar.

Wie verändert es deine Café-Zeit, wenn dein Kind dabei ist?
Sandra Gugić: Mit meinem Kind bin ich selten im Café, und wenn doch, sprechen wir uns vorher ab, ob es gerade passt. Wenn ja, kann es ein großer gemeinsamer Spaß sein, der, wie alle Kind-Momente oder kindlichen Gefühle, auch schnell ins Drama kippen kann. Aber ist nicht gerade das Café eigentlich ein guter Ort für ein gepflegtes Drama? Es braucht auf jeden Fall Gelassenheit, Kinder zu haben, und erst recht, sie mit ins Café zu nehmen.

Eine Kooperation mit Café Entropy – Literatur- und Fotoblog.