Same Work But Different: Eva Brunner

Hatte deine Mutterschaft einen inhaltlichen Einfluss auf dein Buch?

Eva Brunner: Ja, in dem Buch geht es (unter anderem) explizit um Eindrücke aus meinem Familienleben, meiner Mutterrolle. Es klingt in abstrakt poetischer Weise die Sorge um das Wohl der Kinder an, aber auch die Überforderung, die Anstrengung, die es bedeutet, Teil einer Kleinfamilie mit zwei Kindern zu sein. Ein Thema ist dabei der Kampf zwischen den unterschiedlichen Rollen: Mutter, Schriftstellerin und anderweitig berufstätig zu sein. Dazu kommt noch das Führen einer romantischen Beziehung. In »Zweitwald« findet das alles unter dem Eindruck einer privilegierten Migration statt (von Deutschland nach Schweden).

 

Gibst du das Buch deinen Kindern/Eltern zu lesen?

Eva Brunner: An dem Tag, als das Buch ankam, hat mein älterer Sohn es sich angeschaut und einige Texte laut gelesen. Das hat mir gut gefallen und ich wollte, dass er immer weiter liest. Musste ihn aber ein bisschen dazu überreden. Zwischendurch hat er die eine oder andere Frage gestellt. Meine Eltern haben das Buch auch gelesen und ich bin erleichtert, dass es ihnen gefallen hat. Sie sind darin auf kurze Beschreibungen meiner Kindheit und ihrer Elternhäuser gestoßen.

 

Was hältst du davon, das Entstehen eines Buches mit dem Heranwachsen eines Babys zu vergleichen und sein Erscheinen mit der Geburt? Ist dieser Vergleich für dich stimmig?

Eva Brunner: Nein, für mich passt er nicht. Zwar habe ich mich auch schon versucht gefühlt, meine Bücher als meine Babys zu bezeichnen, und die Erscheinungsdaten sind ein bisschen wie Geburtstage, aber der Prozess und das emotionale Verhältnis sind doch ganz andere. Bei den Büchern geht mit der Veröffentlichung eine intensive Phase zu Ende, mit der Geburt eines Kindes gehen das Verhältnis und die Arbeit erst so richtig los. Eine Gemeinsamkeit wäre vielleicht noch, dass man nach Veröffentlichung eines Buches, genau wie bei der Entwicklung eines Kindes, nur begrenzten Einfluss darauf hat, wie gut es läuft.

 

Auf welches Stipendium hast du dich nicht beworben, weil du Kinder hast?

Eva Brunner: Auf alle Aufenthaltsstipendien. Mehrere Wochen ganz aus dem Alltag auszutreten, passte für mich bislang überhaupt nicht. Jetzt bin ich freiberuflich und die Kinder sind größer. Nun werde ich beginnen, mich auf Aufenthaltsstipendien zu bewerben. Aber auch dann muss/will ich sie aufgeteilt antreten. Ein Arbeitsstipendium wäre mir deutlich lieber.

 

Eva Brunners zweiter Lyrikband „Zweitwald“ erschien im Oktober 2024 im Weissmann Verlag.

 

 

 

 

 

 

Recidencies with Care: Clara Lena Langenbach

Warum hast du dich auf das Residenzstipendium beworben?

Clara Lena Langenbach: Ich habe mich auf die Residenz beworben, um für eine Zeit ungestört und konzentriert an einem Projekt zu arbeiten, abseits vom Alltag.  Zusätzlich konnte ich die entstandene Arbeit  durch die finanzielle Unterstützung und Ausstellungsmöglichkeit gleich präsentieren.

Wie war die Residenz für dich?

Clara Lena Langenbach: Ich habe mich sehr wohl und verstanden gefühlt. Die Möglichkeit ein großes Atelier nutzen und mich auch vor Ort zurückziehen zu können in Verbindung mit der Freiheit nicht anwesend sein zu müssen, ist sehr befreiend. Durch diese Offenheit und Wahlmöglichkeit vertraut das  Konzept des  Stipendiums darauf, dass jede*r selbst dazu in der Lage ist, für sich selbst die momentan beste Arbeitssituation zu schaffen.

Woran hast du während der Residenz gearbeitet?

Clara Lena Langenbach: Ich habe an der Installation „practice makes perfect“ (2024) gearbeitet. Geprägt von meiner eigenen Skoliosediagnose verbinde ich physiotherapeutische und bildhauerische Techniken zu abstrahierten Körperfragmenten in Skulpturen und raumgreifenden Installationen. Dabei behandele ich den Körper als formbares Objekt, das durch äußeren Druck – sei es physisch oder gesellschaftlich – beeinflusst, verändert oder eingeschränkt wird, um traditionelle Vorstellungen von Körperlichkeit zu hinterfragen.

Warum sind Stipendien dieser Art wichtig?

Clara Lena Langenbach: Freiheit bei der individuellen Gestaltung der Residenzbedingungen ist generell sinnvoll. Für Menschen, die Carearbeit leisten, ist dieses Vertrauen besonders entscheidend, da eine Residenz oft schon an den jeweiligen Bedingungen scheitert. Es ist selten möglich, mehrere Monate am Stück mit oder ohne Familie anzureisen. Das Künstler[*innen]haus Lauenburg  bietet Raum, Toleranz und Flexibilität für Familien und leistet damit einen großen Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und künstlerischer Arbeit.
Clara Lena Langenbach war 2024 Stipendiatin des „Parents in Arts“-Stipendiums der Hamburger Behörde für Kultur und Medien.