Unterfelden, den 17. Februar 2018
Lieber Literaturkritiker,
so kocht man Grießkoch:
Man nehme 500 ml Milch, 90 g Grieß, 2 Esslöffel Zucker, 1 Esslöffel Butter, 1 Prise Salz. Zuerst die Butter und die Milch in einen Topf geben und bei mittlerer Hitze langsam zum Kochen bringen. Mit Salz und Zucker würzen. Sobald die Milch aufkocht, langsam den Grieß einrühren. Für 2 bis 3 Minuten leicht köcheln lassen, dabei beständig rühren, bis der Brei die gewünschte Konsistenz bekommt.
Umso länger der Brei gekocht wird, umso fester wird er.
Du meinst, das interessiert keinen? Genauso wenig, wie es jemanden interessiert, wenn ich vom Wäschewaschen schreibe, vom Windelwechseln, von den Ausscheidungen meines Kindes, oben und unten, von meiner Müdigkeit?
Mich interessiert es eigentlich auch nicht, weißt Du. Und ich würde auch lieber über etwas wirklich Dringliches schreiben, was immer das dann wäre. Aber oben genannte Dinge sind leider im Moment die dringlicheren, für mich. Soll ich deshalb gar nichts schreiben? Den Mund halten? Oder Märchen erzählen, weil das besser zu Müttern passt?
Entschuldige, das war polemisch, und ich weiß, das führt zu nichts. Kennst Du das Märchen vom süßen Brei? Würdest Du unter süßem Brei begraben werden wollen? Nein?
Also, vielleicht kannst Du mich ja doch ein wenig verstehen.
Literarische Grüße,
eine Schreibende
Auszug aus: Simone Hirth (2020): Das Loch. Roman. Kremayr & Scheriau.