morphe

das baby lehrt mich, was ich nicht bin. nicht geduldig, nicht entspannt, nicht selbstbewusst, nicht frei, nicht sanft, nicht sorglos, nicht unversehrt. es legt jede wunde frei, vereitelt jeden versuch, lässt mich spüren, dass am ende nichts bleibt, nicht das schreiben, nicht das arbeiten, nicht mal die bücher anderer. ich liege atmend in der stille des staubsaugers. das atmen bin ich, ich bin, bin noch da, atmend, im dunklen, ohne einen einzigen gedanken, bleib regungslos, wunschlos. das ich muss sterben, tut nicht weh, keine sorge, das selbst vergeht schneller als ein schnupfen. aus der wunde morpht ein neues wort ans licht. es lehrt mich, dass es mich nichts lehren will.

Ein Beitrag aus der Reihe Wunde – Texte zwischen Schreiben und Sorgen.