Pitt Sauerwein wurde in Wien geboren, verbrachte fünf Jahre mit ihren Eltern in den USA und wuchs schließlich in Hamburg auf, wo sie von 1992 bis 1999 bei B. J. Blume an der Hochschule für bildende Künste studierte. Von 2000 bis 2002 studierte Sauerwein im Rahmen eines DAAD-Postgraduiertenstipendiums an der Film- und Schauspielschule UNATC in Bukarest, Rumänien – einem Land, das sie, insbesondere seiner Unperfektheit wegen, künstlerisch sehr stimulierte und zur Kulisse vieler ihrer Werke werden sollte.
Pitt Sauerwein wurde bereits zu Beginn ihres Studiums in Hamburg Mutter – diese als starken Einschnitt empfundene Erfahrung brachte sie dazu, ihr fotografisches Schaffen wie auch ihr Wirken als Künstlerin neu zu denken und auszurichten. Die eigene Lebenswirklichkeit berücksichtigend, zeichnete sich ihr künstlerisches Werk in der Folge durch die Arbeit mit fotografischen Inszenierungen aus, in denen sie sich selbst mit ihrer Familie oder ihren Freunden in ausgewählten Settings abbildete. Die zwischen (vermeintlichem) Dokumentarismus und inszeniertem Happening oder auch Reenactment mäandernden Aufnahmen, durchgehend analog und mit einer Mittelformatkamera realisiert, widmen sich den Lücken zwischen allzu perfekt erscheinenden Familien-Werbewelten und missglückteren privaten Schnappschüssen. Mit großer Sorgfalt konzipiert und ausgestattet und an etwas rauhen, mittlerweile in vielen Fällen verschwundenen oder der Gentrifizierung zum Opfer gefallenen Orten realisiert, verwandeln Sauerweins Bildwelten die reale Welt in Kulissen des Privaten. Pitt Sauerweins oft seriell angelegte Fotografien reflektieren das eigene Erleben, die eng mit jenem verquickte Vorstellung davon, wie ein bestimmter Moment tatsächlich gewesen sein könnte, und bringen, ironisch wie gedankenverloren, Rollenbild und Rollenfragen in Bewegung. Innerhalb der knallig bunten, häufig etwas skurril oder absurd anmutenden Inszenierungen ist Sauerwein „Touristin in ihrer eigenen Realität“ und damit immer Zweierlei: sie ist gleichermaßen Objekt wie Subjekt, Fotografin und Modell, Regisseurin und Ausführende, Beobachtende und Erlebende. Mittels des auf der Mehrzahl ihrer Fotografien sichtbaren Kabelfernauslösers ihrer Kamera erlaubt sie sich somit einen stetigen, pulsierenden Wechsel der eigenen Perspektive. Zudem entwickelt sie, qua jener unbedingt Autorschaft vermittelnden Doppelrolle, eine besondere Form der ästhetischen Souveränität: Pitt Sauerwein erlangt Deutungshoheit – in Bezug auf sich selbst in jener so fragilen wie angreifbaren Position als Künstlerin mit Kind.
Viele der fotografischen Inszenierungen von Pitt Sauerwein finden sich in der im Kerber Verlag erschienenen Publikation „Pitt Sauerwein – Private Tourism“.