Wie hat sich dein Arbeitsalltag verändert, seit du Kinder hast?
Sebastian Wolter: Die Arbeitstage sind kürzer und komprimierter geworden, denn ich möchte abends und am Wochenende Zeit mit meiner Familie verbringen. Das heißt auch, dass ich in meiner Arbeitszeit effizienter sein muss. Manuskripte lese ich vor allem nachts und im Zug.
Hat sich durch die Vaterschaft dein Blick auf Literatur verändert?
Sebastian Wolter: Auf Kinderbücher ganz sicher. Ich begrüße es sehr, wenn sie stilistisch und thematisch originell sind, die Bücher von Andreas Steinhöfel oder Kirsten Fuchs finde ich beispielsweise toll. Ansonsten hat sich mein Literaturgeschmack nicht groß geändert, aber natürlich liest der Vater in mir immer mit. Szenen, in denen Kindern ein Unglück widerfährt oder sie irgendwie scheitern, gehen mir nah. Dann frage ich mich: Könnte das auch meinem Kind passieren? Was haben die Eltern da falsch gemacht? Die Elternperspektive hatte ich so früher nicht.
Was ist für dich als Verleger die größte Bereicherung durch die Kinder, was ist für Dich die größte Schwierigkeit?
Sebastian Wolter: Als Verleger von Kinderbüchern ist es eine Bereicherung, die Kinderperspektive direkt im Haus zu haben. Die Schwierigkeit ist, genügend Zeit mit den Kindern zu verbringen, aber das trifft auf alle berufstätigen Eltern zu, das ist keine Spezialität des Literaturbetriebs. Natürlich sind meine Kinder aber vor allem an sich eine Bereicherung in meinem Leben, das würde ich nicht an meinem Beruf festmachen.
Hast du dich durch deine Elternschaft im Literaturbetrieb jemals diskriminiert gefühlt?
Sebastian Wolter: Nein, das kann ich nicht sagen. Aber als Verleger war ich auch nie in der Situation von Schriftsteller*innen, die Kinder haben und auf Lesereise gehen oder sich um Stipendien bewerben. Das ist noch mal was ganz anderes.
Deine Kinder sind acht und zehn – was war die schwierigste Zeit, was war die schönste Zeit?
Sebastian Wolter: Ich kann mich nicht an eine extrem schwierige Zeit erinnern, oder sie ist einfach schon zu lange her. Wobei, zuletzt war natürlich das Homeschooling zu stemmen, während meine Partnerin und ich weiter normal gearbeitet haben. Ging dann aber auch irgendwie, bei allem Ärger, den wir damit hatten. Ich glaube ja, die schönste Zeit war und ist immer die jetzige. Es gab immer große und kleine Herausforderungen und dazwischen viel Schönes, und ich vermute, so bleibt es auch. Was ich schön finde, ist, dass ich mich mit meinen Kindern mittlerweile auch über Bücher unterhalten kann.
Sebastian Wolter war von 2004 bis 2020 Verleger bei Voland & Quist, seit 2020 ist er Verleger bei Katapult. Seine Kinder kamen 2010 und 2012 auf die Welt.