Wenigstens keine Angst

Nein, ein Kind habe ich mir nicht gewünscht. Es konnte mir auch niemand schlüssig erklären, weshalb ich Vater werden sollte. Weder die beiden Freunde, deren Kinderwunsch ausgeprägter war als derjenige ihrer Partnerinnen – das eine Paar einigte sich schließlich auf ein Kind (inzwischen haben sie zwei), das andere trennte sich – noch mein Vater, der hartnäckig auf Enkelkinder pochte, obwohl ich mit dem Studium noch nicht fertig und Single war. Ich las keine Bücher über Elternschaft. Ich ging selten und nie aus eigener Initiative zu Diskussionsrunden über Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ich hatte es nicht besonders eilig und fand es auch nicht so schlimm, als es mit dem Kind nicht sofort klappte. Wenigstens hatte ich keine Angst: Das wird schon, irgendwie. Gegen ein zweites Kind hätte ich nichts einzuwenden. Warum, weiß ich auch nicht.

Ein Beitrag aus der Reihe in dir menschen sehen – Texte zum Kinderwunsch.