Ivonne Thein (geb. 1979 in Meiningen) studierte Fotografie und Video in Dortmund und Freie Kunst in Melbourne. In ihren multimedialen Arbeiten thematisiert sie den Wandel unseres traditionellen Körperbildes im digitalen Zeitalter und Posthumanismus, bestehende Geschlechterrollen und den Status der Frau in einer durch patriarchale Strukturen geprägten Gesellschaft. Sie bedient sich hierfür verschiedenster Medien – Thein fertigt Videos und Fotografien, sie arbeitet skulptural wie auch installativ und nutzt computerbasierter Techniken.
Als Schlüsselerlebnis hinsichtlich des im Kunstbetrieb verbreiteten Mangels an Akzeptanz gegenüber Künstlerinnen* mit Kind(ern) empfand Ivonne Thein die Äußerung eines Kurators, der während ihrer Schwangerschaft meinte feststellen zu müssen, dass sie es auf Grund der bevorstehenden Mutterschaft zukünftig schwer haben würde, als Künstlerin weiterhin erfolgreich zu sein. Diese Begebenheit führte dazu, dass Thein beschloß, offensiv mit ihrer Mutterschaft umzugehen und sich auch künstlerisch mit dem gesellschaftlichen Status von Müttern wie auch im Besonderen mit ihrem Stand im Kunstbetrieb auseinanderzusetzen – in eben jenem Kontext sind Theins Arbeiten „7 steps to become a good mother“ (2018) und „the self and the other“ (2019) entstanden.
In der Videoarbeit 7 steps to become a good mother and remain a good artist thematisiert Ivonne Thein die Wandlung der „Künstlerin“ in eine „Künstlerin mit Kind“. In den überspitzten und als „humorvolle Anleitung, dieser neuen Rolle der Künstlerin mit Kind als Künstlerin zu begegnen“ zu verstehenden Videosequenzen findet sowohl die von Ängsten durchdrungene Seite der Künstlerin als Mutter wie auch die mit Vorurteilen hantierende Seite der oftmals noch im traditionellen Rollendenken verhafteten Kunstwelt ihren Widerhall. Thein zitiert, modifiziert und reagiert auf Äußerungen bekannter Künstlerkolleg*innen, gängige Phrasen und ungeschriebene Branchengesetze – sie spiegelt eine zwischen Rollenstereotypen, Produktionsdruck, Sehnsüchten und Härten mäandernde Welt, in der Künstlerinnen in höheren Karrieresphären nach wie vor unterrepräsentiert sind und Mutterschaft als ein zum Manko des weiblichen Geschlechts hinzukommender Makel gilt.
Ivonne Thein ist seit 2021 Mitglied im Saloon Berlin, einem Netzwerk für Frauen im Kunstbetrieb.