Das Schreiben unterwirft sich nur zu einem Teil der Selbstdisziplin, die sehr wohl hilft, vielleicht sogar das Gerüst aller Texte stellt, aber nie den innig geliebten Kern dieser seltsamen geistigen Arbeit ausmacht. Der liegt tief im Pudel verborgen und lässt sich nicht ohne Weiteres herauskitzeln – diese magischen Momente des Fließens – wenn alles gelingt. Früher bekannt als: die Muse, die mich küsst oder bitte, bitte wenigstens mal ansieht. Dass die Sätze richtig gut klingen, Pointen setzen, Laune machen oder wenigstens nachdenklich stimmen. Erkenntnisspiralen, Feuerwerke, vertrackte Gedanken, die noch nie jemand zu denken wagte, Heureka! Wir müssen nicht darüber reden, wie das gar nichts mit der Wahrheit zu tun hat. Die Wahrheit gestaltet sich eher wie in diesem wundervollen, von Geschlechterklischees und billigen Stereotypen nur so strotzenden sowjetischen Kurzfilm mit dem Titel Film, Film, Film (1968) (ein schwieriger Favorit mit unliebsamen Eigenschaften). Ab Laufzeit 0:50 der arme (Drehbuch-)Autor – mein Leben. Natürlich nicht nur meins, unser aller, zwar nicht mehr an der Schreibmaschine und kaum eine raucht noch, die letzten Qualmerinnen haben wegen Corona aufgehört, aber doch: Verdammte Sprache! Kreativität, zum Kuckuck. Ich quetsche also irgendeine gequirlte Grütze aus meinen Tasten. Das Kind kommt vom Spaziergang zurück, viel zu früh für meinen Geschmack. Es sucht nach dem Wort für „Ausblick“ und sagt: „Dort, wo es unten schön ist.“ Geliebte Sprache. Wir alle haben es leicht, mitunter.