Danksagung

Allein hätte ich diesen Text niemals schreiben können.
Ohne dich wäre ich bestimmt zu spät aufgestanden, zu spät ins Bett gegangen, die Zeit dazwischen vergeudet.
Ich würde seltener warm kochen, mich insgesamt weniger vollwertig und vitaminreich ernähren.
In den Coronatagen wäre mein Bauch noch dicker geworden und mein Rücken noch runder. So aber fingen die Morgen mit gemeinsamer Gymnastik an und gingen, als die Sportplätze wieder aufmachten, mit Fußball und Frisbee weiter.
Ohne dich wüsste ich höchstens vom Hörensagen, dass Berlin zwei Zoos hat, ich wäre nur zu Recherchezwecken im Technikmuseum gewesen und hätte Michel aus Lönneberga nie kennengelernt.
Dank dir habe ich meinen Vater in mir entdeckt, der sich nur durchsetzen konnte, indem er laut wurde und mit dem Gürtel drohte. Du hilfst mir, die Manipulationsmaschen meiner Mutter zu durchschauen. Seit es dich gibt, werde ich selbst erwachsen.
Als du sagtest, du würdest lieber vor mir sterben, um mich nicht alt werden zu sehen, da antwortete ich kategorisch: Nein. Ich zitierte König der Löwen, den Kreislauf des Lebens. Davor hatte ich insgeheim gehofft, die Ausnahme zu sein. Die, so Irmtraud Morgner, dem Tod ein Schnippchen schlägt.
Apropos: Weißt du, dass du mir das Leben gerettet hast? Eigentlich wollte ich der Hautärztin bloß dein Muttermal am Rücken zeigen, aber da ich schon mal da war, zeigte ich ihr auch meine eigenen. Das kleine schwarze muss sofort weg, sagte sie, und die Laboruntersuchung gab ihr recht.
Du kannst dich nicht in Luft auflösen. Damit müssen auch meine Auftraggeber leben. Ich kann mit dir nicht zu meinen Eltern oder Freunden auf die Couch ziehen, wenn mir das Geld ausgeht, deshalb kann ich auch keine unbezahlten Aufträge annehmen, tut mir leid.
Und seien wir ehrlich, ohne dich wäre der Roman auch noch nicht fertig. Aber du bist natürlich die allerbeste, glaubhafteste Ausrede.