Henrieke Ribbe (geb. 1979 in Hannover) hat an der Hochschule für bildende Künste Hamburg Freie Kunst studiert und ist seit 2004 Mitglied der Künstlerinnengruppe 3 Hamburger Frauen. Mit ihren beiden Kindern und ihrem Mann lebt sie in Berlin.
In ihrer aus großformatigen Standesportraits bestehenden Arbeit „Der kaukasische Kreidekreis – Working Moms“, die sie u.a. 2019 im Hamburger Ausstellungsraum Westwerk vorstellte, portraitierte sie Künstlerkolleginnen mit ihren Kindern. Sie beschäftigt sich damit mit einem auch in der bildenden Kunst zwar brandaktuellen, aber nach wie vor weitestgehend tabuisierten und verdrängten Thema: der Vereinbarkeit von Mutterschaft und künstlerischer Karriere. „Aus Sicht des Kunstmarktes“, schreibt Henrieke Ribbe, „scheint die Entscheidung für Kinder gleichbedeutend mit der Entscheidung gegen eine erfolgreiche Laufbahn als Künstlerin zu sein.“ Für Ribbe, der die Arbeit am kaukasischen Kreidekreis auch der „Reflexion von Aspekten der eigenen Biografie“ diente, bedeutet die Darstellung ihrer Kolleginnen – lebensgroß in Öl fixiert, mit stolzem, herausfordernden Blick und durchweg selbstbewusst auftretend – einen Akt der Solidarität. Die bildliche Aufreihung der namhaften wie unbekannten Künstlerinnen in ihrer Rolle als Mutter führt den Betrachter*innen die Diskrepanz, die die Lebensrealität jener Frauen begleitet, unnachgiebig vor Augen: „Während es für alle diese Frauen bereits völlig normal ist, gleichzeitig Kinder zu erziehen und Kunst zu machen, wird dies von außen kaum wahrgenommen und fehlt vollkommen im Sprechen über Kunst.“