Heute gehen meine Kinder …

… zum ersten Mal seit sechs Monaten wieder in die Schule. Sechs Monate, in denen ich alles war. Von der Lehrerin über Lernbegleiterin, Krankenschwester, Freizeitgruppe bis zur Mutter, dies vor allem. In der Nacht liege ich wach und überlege, ob ich meine Kinder wohl auch bekommen hätte, wenn mir vorher klar gewesen wäre, dass die Gesellschaft mich bei der ersten großen Krise allein mit ihnen lässt. Ich muss an meine Texte für Aufträge denken, die in dieser Zeit entstanden sind und an denen ich eigentlich lieber noch viel länger gearbeitet hätte. Ich versuche nicht an den Roman zu denken, an dem ich viel zu wenig geschrieben habe. Ich tröste mich mit dem Interview, bei dem ich die Kinder mit Currywurst abgefüttert habe, damit sie mich mit dem Journalisten reden lassen und der dann sogar die Rechnung übernommen hat. Ich liege still und versuche nochmal einzuschlafen.
Der Schlaf kommt nicht, aber die Antwort kommt mit dem Atmen und sie ist ja. Ein ja für diese Nacht und jede andere, diese vielen, unzähligen, die waren und noch sein werden, in denen wachen, nicht schlafen, sich verlassen fühlen, Angst haben auch den Takt angeben, als wären sie Zeitmesser einer Ewigkeit. Diese vielen Stunden, in denen ich in die Dunkelheit starre, eingraviert in mein Gedächtnis, die mich umfängt, von Anfang an. Und der Glaube daran, dass immer jemand bei mir sein wird. Und so werde ich nicht aufhören, für die Kinder zu sorgen und trotzdem weiter zu schreiben, darüber und über alles andere auch, solange ich bin.