Alles läuft

Vielmehr war das Gefühl der Scham, das ich mit mir herumgetragen habe, der Grund dafür, dass ich kein Leben bekomme.
Mark Fisher* spricht von Arbeit und weiß, dass es keinen Unterschied mehr gibt. Für ihn ist am 13. Januar 2017 Schluss.

Ich gebe dem schon keinen Namen mehr. Was für eine Identität soll daraus folgen?
Wie aber geht das, wenn ich eigentlich gerade einen Sorgeauftrag habe? Der, um den ich mich kümmern soll, kann nicht einmal alleine essen. Bei vielen anderen Sachen sind wir uns erschreckend ähnlich gerade. Das ist vielleicht schon der Rattenschwanz der Sozialisation. Denn alles läuft und ich höre aus meinem Loch, wie in der Küche liebevoll der kochende Pudding über der trocknenden Wäsche in den Schlaf gesungen wird. Eine unvorstellbare Melodie.

Dem Kind, heißt es, kann man das nicht erklären. Es weiß es. Es sieht es. Ich kann nicht mit dir spielen. Ich kann mich nicht einmal bewegen. Es schreit. Ich wünschte, ich könnte einstimmen.

Wir sollten uns beschäftigen, damit der Tag bald vorbei ist und wir wieder schlafen können.

Es gibt keine Kriege zu gewinnen. Die Toten sterben.
Ich bin mir selbst Wunde. Aber es wächst nichts zu. Ich kann mir keine Heilung versprechen – . Und niemandem sonst.

* (1968-2017) Britischer Schriftsteller und Theoretiker, der seine Depressionen in seiner Arbeit thematisiert und sich das Leben nahm.

Ein Beitrag aus der Reihe Wunde – Texte zwischen Schreiben und Sorgen.