Ei

Eines Tages trat ich aus dem Haus und wünschte mir ein Kind. Ich sah in die Sonne, direkt in die Sonne hinein und dachte, ich brauche mich wieder mehr als Haus, ich brauche ein Kind, das in diesem Haus mit mir wohnen kann. Keine Reisen in das ländliche Rumänien, keine Kunstprojekte ohne Geld und mit vielen selbstgedrehten Zigaretten, keine aufreibenden Nächte, keinen Kater danach, neben mir im Bett liegend am Morgen, der nach Gin riecht. Ich hatte dieses Bild in meinem Kopf, ich mit kugelrundem Bauch, ein Kleid mit nettem Muster tragend, es ist Sommer und ich falte die Hände auf dem kugelrunden Bauch und ich gehe still und in mir ruhend über einen Kiesweg hinweg dem Institut entgegen, an dem ich studiere. Immer nur dieses eine Bild. Der Bauch, ich, das Muster auf dem Kleid und die Finger am Bauch und das Kies, das Geräusch der Kieselsteine unter meinen Füssen. Dann wurde ich schwanger; und ich fiel aus mir heraus, lag wie ein ausgelaufenes Ei am Boden.

Ein Beitrag aus der Reihe in dir menschen sehen – Texte zum Kinderwunsch.