… warum nähren wir Kinder, wenn wir sie hernach, des Lebens willen, trösten müssen?
Giacomo Leopardi: Canti
In der ersten Woche merke ich nichts. In der zweiten auch nicht. In der vierten Woche glaube ich, dass ich glaube, dass was ist. Ich weiß nicht, was ein Wunsch ist, weil mir Leben so gefällt.
Ab der 18. Woche steigen Bilder empor. Mir wird Zukunft präsentiert, wie sie sein könnte, sollte, müsste. Auf keinem der Bilder kann ich mich erkennen. Ich bekomme keine Kinder, trage Sorge allenfalls.
Zwischen der 23. und 28. Woche denke ich, irgendwann wird sich ein Bild einstellen. Ich entwerfe mich als Gegenentwurf.
In der 30. Woche stelle ich mir vor, wie was wäre, wenn es wäre. Und ich kann nur eines wissen – dass ich nichts weiß. Also frage ich irgendwen und ende doch damit dann bald.
In der 32. Woche lass ich alles liegen und schaue fern. Erinnerung gräbt. Ich treffe Andere, die heißen wie ich. Ich war, ich bin, ich werde.
In der 55. Woche weiß ich so viel wie am Anfang. Kann ich mir etwas wünschen, wovon ich nichts weiß? Ist wünschen immer auf jemand anderen bezogen? Wünschen fängt beim Sprechen an?
In der 83. Woche denke ich mir, dass alles ganz schön kompliziert ist. Wo soll das bloß hinführen? Genau hierher. Und ganz woandershin.
Ein Beitrag aus der Reihe in dir menschen sehen – Texte zum Kinderwunsch.