Brandbekämpfung

Mein Sohn mag die Polizei, jeder vorbeirauschende Einsatzwagen wird von ihm registriert. Auch Rettungswagen stehen hoch im Kurs, sobald das Martinshorn in unserer Straße ertönt, flitzt er zum Fenster und klettert auf das Fensterbrett. Allein die Brandbekämpfung weiß ihn noch mehr zu begeistern. Mein Sohn ist Feuerwehr-Fan – so weit, so unspektakulär.
Letztens waren wir auf dem nordsächsischen Land, das Wetter war schlecht, das kulturelle Angebot rar. Geöffnet hatte allein das örtliche Feuerwehrmuseum, es war kein Problem, meinen Sohn zu einem Besuch zu überreden. Misstrauisch wurde ich bereits, als der ehrenamtlich arbeitende Museumsvorsteher uns unmaskiert entgegentrat und auf meine Frage, ob ich eine Mundbedeckung aufsetzen solle, knapp erwiderte: „Wegen mir nicht.“ Nun, dachte ich, er ist ja sozusagen ein Fachmann für Aerosole, er weiß, wohin der Rauch zieht, er wird die Luftzirkulation in seiner Ausstellungshalle überblicken können.
Im Innern der alten Feuerwache erwarteten uns Schläuche, Spritzen und Einsatzwagen, mein Sohn jagte von Exponat zu Exponat. Mir dagegen fiel mehr und mehr der Fokus auf die „Feuerschutzpolizei“ aus dem Dritten Reich auf, mir fiel das Schild an der Treppe auf, das den Weg zum als „Führerhauptquartier“ bezeichneten Museumsbüro wies. Weitere eindeutige Exponate gab es im Garten zu sehen – sie hatten allerdings mehr mit Brandstiftung denn mit Feuerbekämpfung zu tun. Mein Sohn ist Feuerwehr-Fan, und ich gab mir alle Mühe, ihn so schnell wie möglich aus dem Museum zu bugsieren.
Am Abend telefonierte ich nach langer Zeit wieder einmal mit meinem Vater. Ich erfuhr, dass er sich zwar spritzen lassen habe, aber nicht an die Impfung glaube. Danach beschwerte er sich, dass er nicht in den Urlaub jetten könne wegen der Brände am Mittelmeer. Ich dachte an das Löschflugzeug, das am Vortag in die Flammen gestürzt war. Ich dachte an meinen Sohn, der nebenan unter seiner Feuerwehrdecke schlief. Ich freute mich darauf, dass wir uns bald auf Augenhöhe begegnen würden – und ich hoffte, dass die Welt dann eine andere, eine bessere wäre.