Same Work But Different: Slata Roschal

Wenn dich vor der Kita/vor der Schule ein anderes Elternteil fragt, worum es in deinem neuen Buch geht – wie würdest du es beschreiben?

Slata Roschal: Das ist immer schwierig, bei Lyrik und auch bei solchen Romanen ohne Handlung, wie ich sie schreibe. Ich versuche die Frage zu umgehen, oft sage ich gar nicht erst, was ich beruflich mache, mein Kind ist schon Teenager und jetzt am Gymnasium müssen sich nicht alle Eltern kennen und ständig irgendwelche Kuchen backen, was ich als sehr angenehm empfinde.

 

Stehst du wegen der vermehrter Schreibzeit oder nun kommender Lesungen in der Schuld anderer Familienmitglieder?

Slata Roschal: Die meisten, vielleicht auch alle Texte dieses Buches habe ich bei Residenzstipendien, auf Lesereisen und während der Weihnachtsfeiertage geschrieben, d. h. ich war ziemlich wenig zu Hause, und wenn, saß ich am Laptop. Ich weiß nicht, ob es moralisch gesehen schlecht war, das Herumreisen mit der Deutschen Bahn hat müde gemacht. Eine alte deutsche Nachbarin fragte meinen Mann, ob er arbeitslos sei, da sie ihn vom Balkon aus ständig sehe (er machte Mittagessen zu Hause, während ich weg war). Das hat mich furchtbar aufgeregt, ich fand die Frage demütigend und arrogant und bescheuert, vielleicht baue ich sie in das nächste Buch ein. Und ja, es rief ein Schuldgefühl hervor, das rational gesehen natürlich absurd war (es soll ja Männer geben im 21. Jahrhundert, die sich um ihre Kinder kümmern und Homeoffice nehmen), mich emotional aber ziemlich mitnahm (wenn die Mutter weg ist, degradiert also der Vater, und irgendwie ist alles falsch, was man auch tut).

 

Welches Stipendium würdest du auch mit Kind nicht ablehnen?

Slata Roschal: Ich will ein gut dotiertes Stipendium, möglicherweise verbunden mit einem Ort, den ich zum Schreiben nutzen kann, aber nicht muss, wo ich kein billiges Maskottchen bin und All-Inklusive-Workshops oder kostenlose Lesungen halten soll. Solche Stipendien gibt es allerdings nicht, und wenn, würde ich mich wie verrückt bewerben.

 

Slata Roschals dritter Gedichtband Ich brauche einen Waffenschein ein neues bitteres Parfüm ein Haus in dem mich keiner kennt erschien im März 2025 bei Wunderhorn.