Hatte deine Mutterschaft einen inhaltlichen Einfluss auf dein Buch? Welchen?
Katharina Bendixen: Ich wollte nie über Mutterschaft schreiben. Dann habe ich es doch gemacht, und diesen inneren Widerstand merkt man dem Buch vielleicht an: Es ist eine Art Suche, wie man überhaupt über dieses Thema schreiben kann. Neben klassischen Erzählungen gibt es in meinem Buch auch viele Experimente, beispielsweise fiktive Aufgaben für Abschlussprüfungen oder absurde Kinderbuchtexte. Ohne den Familienalltag und die vielen Widersprüche darin hätte ich dieses Buch niemals geschrieben.
Gibst du das Buch deinen Kindern/Eltern zu lesen? Warum (nicht)?
Katharina Bendixen: Meine Eltern lesen alle meine Bücher. In manchen Texten kommen die Elternfiguren nicht so gut weg, aber meine Eltern halten das bisher gut aus. Schwieriger ist die Frage, ob meine Kinder dieses Buch später lesen werden. Ich schreibe darin sehr kritisch über das Familienleben, und es könnte das Missverständnis auftreten, dass ich ungern Mutter bin. Dabei geht es natürlich um die gesellschaftlichen Umstände und nicht um mein persönliches Verhältnis zu meinen Kindern.
Stehst du wegen der vermehrter Schreibzeit oder nun kommender Lesungen in der Schuld anderer Familienmitglieder?
Katharina Bendixen: Ich fühle mich oft in der Schuld meiner Kinder – nicht unbedingt wegen der Tatsache, dass ich sehr viel arbeite und manchmal gedanklich abwesend bin, sondern vor allem weil wir als Familie aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen im Literaturbetrieb viele Dinge, die in anderen Familien selbstverständlich sind, nicht besitzen oder nicht tun. Ich bin unsicher, wie unsere Kinder damit umgehen werden, wenn ihnen dieser Unterschied eines Tages bewusst wird.
Welche*n other writer würdest du gern zufällig auf einem Spielplatz treffen und worüber würdest du mit ihm*ihr sprechen?
Katharina Bendixen: Ich träume ja schon lange von einem großen other writers-Treffen, meinetwegen auch auf einem Spielplatz: Die Eltern tauschen sich über das Schreiben und den Literaturbetrieb aus, und die Kinder tauschen sich über ihre merkwürdigen Eltern aus, die sich so oft über Dinge ärgern, die sonst keiner versteht.
Katharina Bendixens Erzählband „Eine zeitgemäße Form der Liebe“ erschien im März 2025 in der Edition Nautilus.