Menschen werden geboren. Menschen gebären. Warum klingt das Wort „gebären“ in unseren Ohren so vulgär? Nein, nein, das ist keine persönliche Marotte von uns! Kann doch kaum Zufall sein, dass Gynäkolog*innen, Hebammen, Bekannte fragen: „Und, wo lässt du entbinden?“ statt: „Wo willst du dein Kind gebären?“ Die krasse seelische und körperliche Arbeit, die eine Geburt ist, findet keinen adäquaten Ausdruck im Alltagsdiskurs. Sie ist ein Tabu, Anarchie. Macht- und Ohnmachtsspielchen ranken sich um sie. Eine Geburt ist mindestens so bahnbrechend, so metaphysisch, so voller Dornen und Blüten wie die ganz große romantische Liebe. Wir brauchen mehr literarische Texte zum Thema Geburt! Es ist in der Literatur unterrepräsentiert. Menschen, die geboren haben, sind im Autor*innenolymp unterrepräsentiert. Jesus (Christ Superstar), sagt man, gab seinen Leib und sein Blut für die Menschen, ist gestorben und nach drei Tagen wieder auferstanden. So wie jede Frau*, die gebärt. Was alles gehört zur Geburt? Erzählungen über das eigene Zur-Welt-Kommen. Die rastlosen Tage und Wochen davor, die Zeit danach. Ein Ausnahmezustand, der länger als nur ein paar Stunden dauert. Die erste Text-Reihe von Other Writers Need to Concentrate, in der sich unsere Autor*innen einem gemeinsamen Thema widmen, dreht sich um die Geburt. Um das, was daran „blau“ ist. Warum blau? Lest selbst!
vom aufblauen von Simone Scharbert
Geburt von Laura Vogt
Alles ist Körper … von Eva Brunner
Nach jeder Wehe … von Julia Weber
PoetinnenTreffen von Barbara Peveling
Dein erstes Geschenk … von Linn Penelope Micklitz