Liebe Martina,
ich habe mich so gefreut, deinen Brief zu erhalten! Ich schätze deine eher positive, optimistische Perspektive auf das Care-Thema sehr und finde es wichtig, dass wir uns hier im Blog über gelungene Modelle der schriftstellerischen Mutterschaft oder des mütterlichen Schriftstellerinnentums austauschen. (Du siehst schon, mir fällt es auch schwer, die richtige Bezeichnung zu finden. Am liebsten mag ich momentan die offene englische Wendung „Writing with Care“.) Das ist es ja, worum es am Ende geht. Zu zeigen, dass Kinder aufziehen und künstlerisch arbeiten sich nicht gegenseitig verbieten, sondern dass diese Kombination verbreitet ist und zudem wunderschön und konstruktiv sein kann. Für Personen jeglichen Geschlechts. Dass das aber durch äußere Strukturen wahrgenommen, unterstützt und gefördert werden muss. Das Lebensglück von vielen kleinen und großen Menschen hängt schließlich daran. Dass deine Kinder dir sagen, sie hatten eine glückliche Kindheit, ist wunderbar! Ein größeres, tolleres Kompliment kann ich mir als Mutter (oder Elternteil) kaum vorstellen. Und auch du hast dich selbst „glücklich“ gemacht, indem du die Kunst parallel zur Mutterschaft mit vollem Ernst betrieben hast. Natürlich wäre es auch für die Kinder falsch gewesen, hättest du dir „ihnen zuliebe“, einer vermeintlichen „Stabilität“ zuliebe, einen Job gesucht. Es wäre falsch gewesen, weil es dir dann schlecht gegangen wäre. Bei mir selbst fällt mir ja immer wieder auf, wieviel zugewandter und kreativer ich im Umgang mit meinen Kindern bin, wenn es mir gut geht.
„Take Care: Martina Hefter & Sibylla Vričić Hausmann (II)“ weiterlesen