Im Nachlass des Dichters Paul Celan, der in diesem November 100 geworden wäre, findet sich das Gedicht „Für Eric“. Dem Sohn gewidmet, lässt Celan darin Bilder der Gewalt gegen Kinder – gegen sich selbst? – und der Identifikation aufblitzen: „hält die Zeit sich die jähe / rebellische Waage // ganz wie du, mein Sohn, / meine mit dir pfeilende / Hand“. Wer verübt hier was an wem? Wer ist Kind, wer Vater? An der Textreihe, die diesem Gedicht gewidmet ist, beteiligten sich Eva Brunner, Dmitrij Gawrisch, Linn Penelope Micklitz, Selim Özdogan, Barbara Peveling und Sibylla Vricic Hausmann. Es geht in ihren Texten darum, wie sich Eltern in den eigenen Kindern wiedererkennen, wie sie sich selbst und wie sie ihr Kind behandeln (können). Ist es möglich, das Kind auch dort zu unterstützen, wo eigene Verletzungen verborgen sind? (Und nur darauf warten „vererbt“ zu werden?) Oder bleibt, wie Linn Penelope Micklitz schreibt, am Ende doch „alles beim alten“?
halbmond, stürzen von Linn Penelope Micklitz
Ganz wie du von Eva Brunner
Zusätzlicher Förderbedarf von Dmitrij Gawrisch
statu nascendi von Barbara Peveling
Verpass nichts von Selim Özdogan
meine mit dir seiende Hand von Sibylla Vričić Hausmann